Ein Interview mit René Fasan
Von: Ines Michel
Von der ersten Idee bis hin zur ausgefeilten Rudertour. Wir haben mit René Fasan - unserem Seeclub Experten für Rudertouren, gesprochen.
René, wie beginnt man mit der Planung einer Rudertour?
Es fängt alles mit der Idee an- wo möchte man überhaupt hin? Auf die 2023 Mosel Tour bin ich zum Beispiel gekommen, weil ich schon mal mit dem Velo entlang der Mosel geradelt bin. Und da hatte ich das Gefühl, das wäre auch etwas zum Rudern.
Und weiter?
Dann fängt die Planung so langsam an, man recherchiert ein wenig im Internet, auf Google Earth schaut man sich das Ganze etwas genauer an: gibt es überhaupt durchgehend fahrbare Strecken? Wenn ich dann das Gefühl habe, das könnte man machen, schaue ich nach Ruderclubs an der Strecke und nehme Kontakt auf. Ebenfalls schaue ich mir dann bereits an, was vernünftige Tagesetappen sein könnten. Und dann fängt natürlich schon die Suche nach passenden Hotels an.
Das sollte im touristisch gut erschlossenen Moselgebiet ja recht einfach sein...
René lacht. Das dachte ich anfangs auch. Aber an der Mosel ist über Pfingsten Hochsaison und da gibt ́s viele Hotels, die nur ab mindestens drei Nächten vermieten. Das ist für uns natürlich keine Option. Aber bis jetzt habe ich immer eine Lösungen gefunden.
"Mannschaften werden immer gewechselt. Wir machen jeden Morgen eine neue Bootseinteilung - das ist uns wichtig."
Neben dem Nachtquartier gibt es ja auch noch das Thema Gepäck und Verpflegung. Wird das alles im Ruderboot transportiert?
Nein, wir werden immer mit einem Minibus mit Bootsanhänger begleitet, das ist sozusagen unser Landdienst. Den Job übernimmt meist Vreni, meine Frau. Sie wird von einem unserer Ruderer begleitet. Der Landdienst organisiert dann auch das Picknick am Mittag und regelt den Gepäcktransport.
Wie stellt ihr eigentlich sicher, dass alles wie geplant funktioniert?
Wenn die Reise grob geplant ist und vor allem die Ein- und Auswasserstellen klar sind, dann kommt die Reko.
Reko?
Richtig, meine Frau und ich rekognostizieren nochmals alles persönlich. Wir fahren die ganze Strecke mit dem Auto ab, schauen uns jede Ein- und Auswasserstelle genau an. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, wo wir drei Stunden lang am Ufer entlang gelaufen sind, bis wir endlich eine Stelle gefunden hatten wo ich dachte: hier geht ́s. Ebenfalls besuchen wir die Ruderclubs, welche uns freundlicherweise Gastrecht anbieten. Besondere Aufmerksamkeit legen wir auf die Begutachtung von kritischen Stellen, wie Engstellen oder Schleussen.
Was passiert dann mit den ganzen Informationen?
Alle wichtigen Informationen werden in einem Fahrtenbuch zusammengefasst. Das ist praktisch eine detaillierte Anleitung für den Steuermann. So stellen wir sicher, dass die Tagesetappe bekannt ist, der Steuermann weiss was ihn unterwegs erwartet und wo es kritische Stellen gibt. Und dann gibt es natürlich noch die Infos, wo man letzlich am besten lang steuert.
Dem Fahrtenbuch scheint eine grosse Bedeutung zuzukommen...
Mein Ziel ist grundsätzlich, dass wir alle unfallfrei wieder daheim ankommen.
Ich erinnere mich noch an eine Ausfahrt, wo wir in Spanien auf dem Ebro unterwegs waren. Am ersten Tag nach einer Stunde, hatte unser Boot bereits ein Leck - solche Sachen versucht man zu vermeiden. Auf Flüssen wo es Schiffahrt gibt - also auch grosse Lastkahne - ist es noch kritischer. Dort muss man die Steuerleute richtig briefen, dass Sie auch richtig reagieren. Diese Lastkähne haben zum Teil massive Bug- und Heckwellen. Wenn man dort falsch steuert, dann ist das Boot voll.
“Im Schnitt fahren wir 30 bis 35 Kilometer. Es gibt aber auch Etappen die länger gehen, weil man nicht immer da aufhören kann wo man gerade möchte.”
Das klingt nach einer kritischen Situation.
Richtig. Darum lege ich sehr viel Wert auf eine gründliche Vorbereitung, dass möglichst alles glatt abläuft.
Das klingt nach grossem Aufwand...
Ja, das ist es auch. Ich rechne für eine 12 tägige Reise wie unsere Moseltour in diesem Jahr etwa 12 Tage akkribische Planung. Da ist die Rekoreise aber noch nicht mit drin. Aber das alles ist dann irgendwann durchgeplant und dann heisst es nur noch: Boot laden und fahren.
Dann kann die Reise genossen werden...
Genau. Bis wir wieder daheim sind, dann muss die ganze Abrechnung erledigt werden. Und danach ist die Wanderfahrt dann Geschichte. Aber zum Glück müssen wir diesen Planungsaufwand nicht immer betreiben. Wenn wir zum Beispiel in einem uns bekannten Revier unterwegs sind, dann reduziert sich die Planung deutlich und die Rekoreise fällt auch weg.
Und zum Schluss: was würdest du einem Wanderruderneuling raten?
Man muss regelmässig rudern. Auf einer Wanderfahrt rudert man am Vor- und Nachmittag etwa 15 bis 20 Kilometer, man sitzt also relativ lange im Boot und irgendwann hat man ein Problem. Das ist nicht das gleiche, wenn man einmal im Monat eine halbe Stunde rudert. Wenn man regelmässig rudert, auch längere Strecken, die Kondition einigermassen gut ist und man sich nicht davor scheut im Team gemeinsam anzupacken, dann steht einem guten Wanderrudererlebnis nichts im Wege.
René, der gebürtige Emmenbrücker ist seit Ende der 80ger Jahre beim SCZ dabei und organisiert seit 15 Jahren die Wanderfahrten.
Mein lustigstes Erlebnis…
Ich erinnere mich an eine Situation, wo neben unserem Boot ein Fisch einen Rückenschwumm machte. Ich war am Steuer und hatte die dumme Idee, ich könnte den Fisch mit dem Paddel in die Nähe des anderen Bootes schiessen - damit sie ihn auch sehen. Aber ich habe den Fisch dummerweise ins Boot reingeschossen… Die andere Mannschaft hatte dann nicht so Freude daran, der Kerl hat doch recht gestunken. Am Abend habe ich dann das Boot putzen dürfen. Also wirklich gründlich, mit Putzmittel aus dem Hotel habe ich das Boot geschrubbt. Das vergisst man natürlich nie mehr.