Interview mit Andy - Bahni - Bahnemann.
Von: Ines Michel
Bahni, wie lange bist du im SCZ dabei?
Ich bin seit meinem dreizehnten Lebensjahr Clubmitglied, mittlerweile knapp 40 Jahre. Nachdem ich den Ruderkurs absolviert hatte, trainierte ich im Junioren-Regattakader. Zwischenzeitlich war ich Mitglieder im Schweizer Nationalkader. Als junger Erwachsener habe ich auf die Trainerseite gewechselt und für zehn Jahre die Junioren trainiert. In den 90er Jahren war ich dann Materialwart und baute das Logistikteam auf.
Als unsere Tochter auf die Welt kam, zog ich mich für einige Jahre aus dem Club zurück. Bis vor etwa zehn Jahren. Seitdem unterstütze ich das Regattateam im Juniorenbereich.
Das heisst, du hast eine offizielle Funktion im See-Club Zug?
Nein, offiziell habe ich keine Funktion. Aber ich war mit dem Regattakader schon immer verbunden und unterstütze gerne. Das ist mein Beitrag zur Juniorenförderung. Ich kümmere mich um das Bootsmaterial und helfe bei den Regatten. Es ist mir wichtig, dass die Kids gut gewartetes Material zur Verfügung haben.
Im Trainingslager bin ich der Logistiker: Vom Bootstransport bis 10 kg Bananen einkaufen - da fallen die unterschiedlichsten Aufgaben an.
Ebenfalls finde ich es wichtig, dass ich mich in die Ausbildung einbringen kann. Im Trainingslager gibt es zum Beispiel regelmässig einen Nachmittag, wo ich über die Themen Materialkunde, Bootshandling und Bootstransport informiere. Das hilft zum einen den Kids, da sie viel sicherer werden und die Boote von Anfang an richtig pflegen.
Zum anderen schärft es die Aufmerksamkeit. Sobald etwas am Boot festgestellt wird, kommen die Kids zu mir und fragen, ob ich mal schauen könnte.
Das heisst, du bist komplett ehrenamtlich tätig?
Die ersten paar Jahre habe ich alles ehrenamtlich gemacht. Auch das Material für die Reparaturen habe ich aus eigener Tasche bezahlt. Mittlerweile erhalte ich vom Club pro Monat eine Entschädigung von CHF 300.- und darf das Material, welches ich benötige, verrechnen. Auch wenn ich mich inzwischen in diesem Bereich selbständig gemacht habe: Die Reparaturen, welche im Regattakader anfallen, verrechne ich nicht. Meine Arbeitsleistung ist mit der Entschädigung abgegolten.
Kümmerst du dich auch um die Breitensportboote?
Bis letzten Winter habe ich mich aus dem Breitensport rausgehalten. An den Booten wurde nur im äussersten Notfall etwas gemacht, entsprechend war der allgemeine Zustand. Ich habe mich bewusst abgegrenzt, weil es für mich sprichwörtlich ein Fass ohne Boden war.
Glücklicherweise hat sich der Vorstand im letzten Dezember entschieden, den Zerfall der Breitensportboote zu stoppen und mir einen offiziellen Auftrag für die Reparatur gegeben. Das heisst nicht, dass alle Boote auf Hochglanz poliert sind, wie zum Beispiel der Doppelachter. Aber alle Löcher sind geflickt und die Kratzer ausgebessert.
Die Boote sind nun auf einem guten technischen Stand. So haben wir die Grundlage geschaffen, dass kleine Reparaturen schnell erledigt werden können. Das hat dazu geführt, dass die Leute jetzt mit dem Material besser umgehen.
Sehr geholfen hat ebenfalls der Bootshandling-Kurs im Frühling. Dort waren nicht nur neue Breitensportler, sondern auch alte Hasen dabei, was mich sehr gefreut hat. Seitdem sehe ich, dass es im Breitensport ebenfalls in eine positive Richtung geht.
Einige Mitglieder sind der Meinung, du bist angestellt und für unseren Bootspark zuständig.
Ja, das habe ich auch schon gehört. Kleine Reparaturen an Breitensportbooten sind in den oben erwähnten CHF 300.- Entschädigung enthalten. Das ist mein Beitrag an den Breitensport.
Grössere Reparaturen rechne ich über meine Firma „Bahnis Bootsreparatur“ ab. Aber auch nur, wenn der Vorstand dies so beschliesst. Das wäre zum Beispiel bei PIRHANA der Fall. Das Boot ist aktuell aufgrund mehrerer Löcher gesperrt. Das ist eigentlich ein klassischer Versicherungsfall. Aber da sich bis heute niemand für den Schaden verantwortlich fühlt, bleibt der See-Club auf den Kosten sitzen.
Wie hoch sind diese Kosten?
Die Reparatur wird etwa in der Grössenordnung von CHF 800.- bis CHF 1000.- liegen. Die beiden grossen, massiven Löcher müssen gefüllt und verspachtelt werden. Das ist relativ schnell gemacht. Was dann aber Zeit braucht sind das Schleifen, Lackieren und Polieren.
Apropos Bootsservice: Wie merkt man, dass mit dem Boot etwas nicht stimmt?
An einem Ruderboot hat gar nichts anderes zu klappern als das Geräusch beim Auf- oder Abdrehen der Ruder. Es sollte nichts klappern, wackeln, quiet- schen oder scheppern. Sobald man solches merkt, bitte melden. Da die Boote jetzt einen guten Zustand haben, sind das meistens kleine Reparaturen und schnell behoben. Wenn man einfach weiterrudert, werden die Schäden über kurz oder lang wesentlich kostspieliger.
Was macht man, wenn man einen Schaden bemerkt?
Die Schäden meldet man am besten über das Logbuch, das gibt mir den besten Überblick. Einmal pro Woche schaue ich mir die Meldungen an und werde entsprechend tätig. Die meisten Schäden entstehen effektiv in der Bootshalle beim Rein- oder Raustragen oder auf den Böcken. Am zweithäufigsten entstehen Schäden am Ponton.
Warum engagierst du dich?
Ich bin im SCZ aufgewachsen. Meine ganze Juniorenzeit ist super gewesen. Der See-Club war mein zweites Zuhause. Meine besten Freunde sind alles ehemalige Ruderer.
Schlucki, unser Trainer, war für mich der Ersatzpapi. Wenn ich mit meinen Eltern Streit hatte, bin ich zu Schlucki gegangen. Er hat zwar meistens genau das gesagt, was auch meine Eltern gesagt haben, aber ihm habe ich es geglaubt. Auf der anderen Seite möchte ich dem SCZ einfach auch etwas zurückgeben. Und dann kommt noch dazu, dass es mir auch Spass macht, mich zu engagieren.
Hast du nur Spass – oder gibt es auch Sachen, welche dich nerven?
Ich verbringe viel Zeit im Club. Mitglieder, die sich vielleicht nicht so mit dem Clubleben beschäftigen, haben das Gefühl, ich sei angestellt. Da wird der Ton dann ab und an auch sehr fordernd. Ich komme mir manchmal vor wie ein Hund, der herbeigepfiffen wird. Das geht so weit, dass ich auch schon von einem Clubmitglied aufgefordert wurde, die Mülleimer zu leeren.
Ebenfalls habe ich Mühe mit lernresistenten Mitgliedern. Das Statement „haben wir immer so gemacht“ höre ich regelmässig. Das ist einfach völlig daneben und erklärt auch einiges an Materialschäden.
Warum nicht mal offen sein und vom Fachwissen anderer profitieren? Ich teile mein Wissen gerne und gebe Tipps zum richtigen Bootshandling. Ich schätze Mitglieder, die sich das zu Herzen nehmen.
Speziell nach dem Bootshandling-Kurs im Frühling ist mir aufgefallen, dass viele Inputs von den neuen Breitensportlern in die bestehende Gruppe reingetragen werden. Das finde ich super. Ich hoffe, dass auch die lernresistenten Mitglieder irgendwann mal so weit sind, dass sie sich darauf einlassen können.
Jedes einzelne Clubmitglied ist Mitbesitzer an den Booten und an unserem Clubhaus. Das sollten wir uns bewusst machen.
Was wünschst du dir?
Was Bootshandling und den Umgang mit dem Material betrifft, wünsche ich mir, dass es weiterhin in diese Richtung geht.
Ebenfalls wünsche ich mir, dass sich jeder bewusst ist, dass wir ein Club sind. Eigentlich gibt es – ausser im Trainerbereich – niemanden, der wirklich angestellt ist. Alles andere, was im Club passiert, erreicht oder gemacht wird, basiert auf Goodwil unserer Mitglieder.
Fredi Haldi ist neu für die Einstellung der Breitensportboote zuständig. Arbeitet ihr zusammen?
Wir sind grundsätzlich in Kontakt. Ziel ist, die Einstellungen der Breitensportboote zu optimieren. Das wird Fredi zusammen mit Hans Jörg vom Ruderclub Cham angehen. Ich helfe gerne und unterstütze mit Tipps und Werkzeug. Ebenfalls kann ich das Material organisieren.
Ich selbst stelle keine Boote ein, auch nicht im Regattakader. Bootseinstellung ist Trainersache oder eben neu die Aufgabe von Fredi.
Bis alle Breitensportboote eingestellt sind, wird es aber noch eine Zeitlang dauern. Ein Boot richtig einzustellen, braucht viel Zeit. Das ist sehr viel Arbeit. Ich finde es cool, dass Fredi die Aufgabe übernommen hat.