Bootstrimming im Breitensport

 

Von: Fredi Haldi / Ines Michel 

 

Fredi, was machst du genau und seit wann? 

Auslöser war eine Anfrage von Maren im Mai dieses Jahres. Sie hat mich dann für den eintägigen Bootstrimmkurs im Haus der Schweizer Rudersportes in Sarnen Ende August angemeldet.    

Gut eingestellte Boote sind einfacher zu rudern, fahren geradlinig und steigern das Rudererlebnis. An diesem eintägigen Kurs lernten wir die relevanten Grössen für die Bootstrimmung, wie z.B. Ruderlänge, Verhältnis Innen-/Aussenhebel,Dollenabstand oder Anlagewinkel. Wir hatten die Gelegenheit, die Einstellungen an Booten zu messen, zu überprüfen und anzupassen.  

 

Warum engagierst du dich?

Ursprünglich, in meinen jungen Jahren - lange ist‘s her - hatte ich die Möglichkeit, bei der grössten Fluggesellschaft der Schweiz zu arbeiten. Da war es daily business, die verschiedenen Höhen- und Seitenruder, Landeklappen und Fahrwerke einzustellen, um eine optimale Flugeigenschaft zu erreichen. Eine ausserhalb der Toleranz eingestellte Klappe erfordert von der Cockpitcrew eine dauernde Korrektur an den Schalthebeln.  

Dasselbe beim Rudern: Eine falsche Trimmung kann einem das Rudern schnell verleiden bzw. das Rudern Lernen er- schweren oder behindern.  

Es ist faszinierend zu wissen, was eine Winkelveränderung vom Ausleger bis zum Ruderblatt auf das Rudern bewirken kann. Ebenfalls  nicht zu unterschätzen: Dollenabstand, Ruderlänge, Dollenwinkel und vieles mehr.  

 

Was sind deine Ziele? 

Die für den Breitensport vorgesehenen Boote sollen wieder optimale Einstellungen erlangen, damit das Gefühl bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorhanden ist: Ja das Boot ist korrekt eingestellt, jetzt liegt es nur noch an mir, dass es schneidig „fliesst“.  

 

Läuft es so, wie du es dir vorgestellt hast? 

Der erste Dämpfer kam bei der Behandlung des Double Eagle im SCZ.  

Als Einstellung im herkömmlichen Sinn nach Massgabe  fachlicher Unterlagen kann ich es  nicht bezeichnen. Da wurden rohe Gewalt angewendet und Kompromisse teilweise mit geschlossenen Augen gemacht.  

Schon mit blossem Auge war ersichtlich, dass ein Dollenstift nicht die gewünschte Position einnahm: 3.05 Grad Abweichung von  0-Grad in der Vertikalen. Wir haben mit roher Gewalt den Ausleger im Schraubstock auf 1.20 Grad «getrimmt». Auf Grund der im Schraubstock korrigierten Ausrichtung stimmten dann die   Positionslöcher bei den Brackets nicht mehr optimal.  

Infolge unsachgemässer Handhabung beim Anlegen der Boote am Steg werden die Ausleger dermassen strapaziert, dass durch die resultierenden Veränderung Winkelabweichungen bis zum Blattwinkel auftreten. 

Bei Ruderlänge und Innenhebel sowie Übergriffen wurden unterschiedliche Resultate gemessen. Anhand fachlicher Unterlagen konnte, bis auf die Übergriffe, alles korrekt eingestellt werden. Hingegen war die Übergriffanpassung nur bedingt möglich, von 24 cm auf 22 cm. Ziel sind 20 cm.

Die Manschetten an den Rudern haben ausgedient und müssen zwingend ersetzt werden, mit einer nachträglichen Kontrolleinstellung.  

 

Was möchtest du erreichen?  

Vereinfacht gesagt: 

1. Zu wissen, dass die Boote im Breitensport mit fachlichen Unterlagen und Werkzeugen eingestellt werden.

2. Dass alle Benützerinnen und Benützer wissen, was ein unsachgemässes Handling an den Booten bewirken kann. Mann/Frau nimmt sich unendlich viel Zeit auf dem Wasser, hingegen beim Anlegen oder auf dem Lande kann es nicht schnell genug gehen.  

 

Wirst du dein Wissen weiter vertiefen?

Es ist wie beim Rudern: Man lernt nie aus, die Routine respektive die Arbeiten am Boot bringen die Erfahrung.

 

Hast du Unterstützung? 

Ja natürlich, Hans Jörg Müller vom RC Cham war ebenfalls am Kurs in Sarnen und wir spannen jetzt zusammen, das eine Mal in Cham das andere Mal bei uns. Das ist  natürlich eine wesentliche Erleichterung und Hilfe, wenn vier ausgebildete Hände am Boot werkeln.

 

Wie viel Aufwand ist das?

Beim Double Eagle waren es zum Beispiel circa acht Stunden Arbeit, und das Boot ist noch nicht fertig eingestellt. Auch auf Grund der Einarbeitung und des Zustands des Bootes dauerte es so lange.  

 

Was möchtest du uns Schluss noch mitgeben? 

Ruderboote sind meistens sehr viel zerbrechlicher als es auf den ersten Blick aussieht. Alle begeisterten Ruderinnen und Ruderer, müssen deshalb über den sachgerechten Transport, die Lagerung und die Pflege von Booten und Zubehör Bescheid wissen.