Schon einmal von den Special Olympics gehört? Am vergangenen Dienstagabend bot sich zahlreichen Gästen die Gelegenheit, einen Einblick in die Welt der grössten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu erhalten. Die Gönnervereinigung des See-Club Zug - Skull 1882 - hatte zu einer besonderen Informationsveranstaltung eingeladen – und rund 40 Personen folgten dieser Einladung.
Von: Ines Michel.
Ein inspirierender Rahmen: Das Restaurant Story.
Veranstaltungsort war das Restaurant Story, ein modernes Selbstbedienungs- und Take-away-Lokal, das 2019 von der Stiftung zuwebe eröffnet wurde. Mit seinem vielseitigen Angebot ist es längst ein beliebter Ort für Mittagspausen und kurze Auszeiten. Gleichzeitig beherbergt das Restaurant auch die Zentralküche der Stiftung zuwebe – hier werden täglich über 1400 Mittagessen für Firmen und Schulen vorbereitet.
Andy Landtwing, Präsident der Gönnervereinigung, eröffnete den Abend mit einer herzlichen Begrüssung der Gäste und übergab im Anschluss direkt an einen Mann, der alle Themen des Abends auf unerwartete Weise miteinander verbindet: Heinz Merz ist nicht nur Ansprechpartner für die Mitglieder des Skull 1882 und Präsident des Stiftungsrates der Stiftung zuwebe, sondern setzt sich auch aktiv für die Special Olympics Bewegung ein.
Alles andere als klein – Special Olympics verbindet 5,2 Millionen Menschen weltweit.
Special Olympics - 1968 von Eunice Kennedy-Shriver gegründet und offiziell vom Internationalen Olympischen Komitees anerkannt - setzt sich weltweit dafür ein, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung respektiert und als gleichwertig anerkannt werden. Die Bewegung bietet ihnen die Möglichkeit, zu trainieren, an Wettkämpfen teilzunehmen und sich sowohl persönlich als auch sportlich weiterzuentwickeln. Neben den Weltspielen, welche den Olympischen bzw. Paralympischen Spielen ähneln, finden weitere internationale und nationale Veranstaltungen statt. Die National-Games können sozusagen als Schweizer Meisterschaften betrachtet werden. Im kommenden Jahr findet dieser wichtige Anlass in Zug statt. Rund 2000 Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung werden erwartet – ein Event, das die Stadt vom 28. bis 31. Mai 2026 in eine sportliche und emotionale Ausnahmestimmung versetzen wird.
Die National Summer Games Zug 2026 – ein Fest der Begegnung.
Die meisten Wettbewerbe werden im Zentrum der Stadt Zug durchgeführt. Weitere Sportstätten befinden sich in Baar und Risch. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich nicht nur auf sportliche Höchstleistungen freuen, sondern auch auf ein vielfältiges Rahmenprogramm. Ein besonderes Highlight: Musiker Marc Sway wird für musikalische Stimmung sorgen.
Das Motto der National-Games lautet: „Unsere Vision ist Inklusion – gemeinsam sind wir stark.“ Ein Satz, der den Geist der Veranstaltung perfekt beschreibt: Sport verbindet, überwindet Grenzen und ermöglicht wertvolle Begegnungen.
Stiftung zuwebe – Menschen im Mittelpunkt seit 1967.
Nach dem informativen Einblick in die Special Olympics übergab Heinz Merz an Sybille Infanger, die mit grosser Fachkenntnis die Stiftung zuwebe vorstellte. Die Stiftung zuwebe wurde vor über 50 Jahren von engagierten Eltern gegründet und hat sich zu einem der zehn grössten Arbeitgeber im Kanton Zug entwickelt. Seit 1967 schafft die Stiftung zuwebe im Kanton Zug Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Lernschwächen, geistigen Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen. Neben über 250 betreuten Arbeitsplätzen werden jährlich rund 30 Lernende begleitet, welche in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind. Vielen ist vielleicht die Stiftung zuwebe-Betriebe Intermezzo in Zug oder das Elefant in Baar bestens bekannt.
Inklusion leben – Berührungsängste abbauen.
Ein besonders spannender Teil des Vortrags von Frau Infanger widmete sich dem Thema „Begegnung“. Menschen mit Beeinträchtigung werden im Alltag noch immer mit Unsicherheiten oder Vorurteilen konfrontiert – häufig aus Nichtwissen. Eindrucksvoll schilderte Frau Infanger die Herausforderung: Ein Mensch kann körperlich wie ein 40-Jähriger wirken, sich emotional und kognitiv aber auf dem Niveau eines Kleinkindes bewegen. Dieser Gap führt oft zu Irritationen und Unsicherheit. Es stellt sich in dem Moment vielleicht die Frage: wie reagiere ich richtig?
Begegne dem Menschen – nicht der Beeinträchtigung.
Eigentlich liegt es auf der Hand: es gibt kein Patentrezept für den Umgang miteinander. Jeder Mensch ist einzigartig – und genau das verlangt individuelle und offene Begegnungen. Ein paar Tipps kann man allerdings im Hinterkopf behalten. Allen vorweg: Menschen mit Beeinträchtigung wünschen sich kein Mitleid und es gibt keinen Grund, sich nicht auf Augenhöhe zu begegnen. Der wohl wichtigste Tipp beim menschlichen Miteinander: Ein Lächeln wirkt Wunder und verbindet.
Es ist in Ordnung, Grenzen zu setzen.
Leichter gesagt als getan – denn Begegnungen können manchmal herausfordernd oder unangenehm sein, was Frau Infanger sogleich an einem anschaulichen Beispiel illustriert.
Ihr Kollege besucht mit seiner Wohngruppe regelmässig den Vita-Parcours. Dabei kommt es immer wieder zu Begegnungen mit Hundebesitzern. Und Hunde ziehen die Gruppe magisch an: Sie werden mit Streicheleinheiten überhäuft und mit Leckerlis verwöhnt. Schliesslich merkt der Kollege, dass die Situation für den Hundebesitzer unangenehm ist und interveniert. „Normalerweise“ hätte der Hundebesitzer wohl eine Grenze gesetzt. Doch in diesem Fall wird die Situation stillschweigend hingenommen - und beim nächsten Mal wird der Begegnung lieber ausgewichen.
Gerade solche Begegnungen sind jedoch wertvoll. Es soll keine Scheu vor Kontakten entstehen. Gleichzeitig betont Frau Infanger, dass es unerlässlich und legitim ist, klare Grenzen zu setzen, wenn Situationen schwierig werden.
Der Begriff „behindert“ – erlaubt oder überholt?
Um diese Frage beantworten zu können ist es wichtig, die Unterscheidung zwischen Beeinträchtigung und Behinderung zu verstehen. Eine Beeinträchtigung ist eine körperliche, geistige oder seelische Einschränkung. Nehmen wir etwa einen Brillenträger – dieser ist offensichtlich eingeschränkt.
Eine Behinderung entsteht erst durch Umwelteinflüsse, also gesellschaftliche und bauliche Barrieren. Ein anschauliches Beispiel: ein Mensch, welcher auf einen Rollstuhl angewiesen ist, benötigt flache Übergänge und stufenfreie Wege. Ein blinder Mensch hingegen nutzt Bordsteine als Orientierungshilfe. Beide Menschen sind aufgrund ihrer Beeinträchtigung offensichtlich behindert und die perfekte Lösung zu finden ist oft eine Herausforderung – aber genau darin liegt die Aufgabe der Inklusion. Die Quintessenz: hier sind wir alle gefragt.
Ein Abend, der bewegt und vernetzt.
Ein weiteres Mal durften sich die Mitglieder des Skull 1882 über einen gelungenen Herbstanlass freuen, bei dem auch das Miteinander nicht zu kurz kam. „Beim solchen Zusammentreffen spürt man, wie stark die Mitglieder von Skull 1882 mit dem See-Club und dem Rudersport verbunden sind,“ so Michael Felber.
Der Abend im Restaurant Story war weit mehr als eine Informationsveranstaltung. Er vereinte Engagement, Herzblut und Vision in einer inspirierenden Atmosphäre. Die Teilnehmenden erhielten hautnahe Einblicke in die Bedeutung von Inklusion – im Sport, im Alltag und in der Arbeitswelt. „Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Anlass“, fasst Sandro Götz, Präsident des See-Clubs, passend zusammen.
Im kommenden Jahr wird der Kanton Zug Gastgeber der National Summer Games sein. Gesucht werden nicht nur Sponsoren und Volunteers, sondern auch Fans und Zuschauer, welche den Anlass mittragen und gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Event seine eigene Geschichte schreibt. Ganz im Sinne des Veranstaltungsortes: Story.
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