Von: Ines Michel
Das Interview mit Bahni führe ich an einem schönen, sonnigen Herbsttag im Oktober (30.10.2023). Die Ruderbedingungen sind perfekt. Im See-Club geht es wie im Taubenschlag zu und her.
An ILAYDA bleibt Bahnis Blick hängen. Hatte er hier nicht vor Kurzem erst einen kleinen Schaden ausgebessert? Die Kratzer und Löcher am Bug allerdings sind neu. Dem Sportler waren diese Schäden erst nach dem Training aufgefallen. Nach einer kurzen Analyse wird klar: Das ist kein kleiner Schaden. Es gibt drei Löcher, die darunterliegenden Waben liegen frei. Früher oder später wird ILAYDA Wasser ziehen. Um grösseren Schaden zu verhindern, wird ILAYDA bis zur Reparatur gesperrt. Der Sportler allerdings möchte das Boot bei seiner nächsten Trainingsstunde mit Sarah nutzen. Er bittet darum, den Schaden direkt zu beheben.
Ich merke, wie Bahni in ein Dilemma schliddert, dann einwilligt und das Schiff repariert. Der Sportler ist darüber so froh, dass er die Kosten für das Epoxy übernimmt – obwohl er den Schaden gar nicht zu verantworten hat. Aber die vier Stunden Arbeitszeit zahlt Bahni niemand. Das Los eines Ehrenamtlers? Das Los des Gutmütigen?
Ich selbst bin nach meinen Beobachtungen ernüchtert. Wieder ein Boot, welches zu Schaden kam und klammheimlich versorgt wird. Nach dem Motto: Es hat ja niemand gesehen – PIRANHA (siehe Ausgabe 03.23) und nun auch ILAYDA sind die aktuellsten Beispiele.
Mit Allgemeingut so umzugehen wie mit Privatbesitz, fällt bekanntlich schwer. Warum Verantwortung übernehmen, wenn man anonym bleiben kann und der Schaden von der Allgemeinheit bezahlt wird? Ich bin nicht naiv und ich verstehe, dass dies ein allgemeines Phänomen des menschlichen Zusammenlebens zu sein scheint. Aber dass wir im SCZ ebenfalls damit zu kämpfen haben, erschreckt mich. Immerhin sind wir eine Gemeinschaft mit gleichen Interessen und einer überschaubaren Anzahl von Akteuren.
Und ein paar wenige dieser Akteure schaffen es nachhaltig, dass wir uns mit diesem Problem auseinandersetzen müssen. Oder es wird wie bisher weiter verfahren und auf Goodwil gehofft – der Club wird es schon richten. Immerhin zahlen wir ja einen, im Vergleich zu anderen Sportvereinen, recht hohen Mitgliederbeitrag. Da werden die paar Schäden ja wohl inklusive sein… ein Schelm wer jetzt was Böses denkt.
Apropos Mitgliederbeitrag: Denkbar wäre auch eine Kollektivbestrafung etwa in Form von höheren jährlichen Abgaben. Aber widerspricht das nicht der aufgeklärten Grundhaltung europäischer Kulturtradition, wonach jeder für seine Taten eine individuelle Verantwortung trägt?
Auch weit vorne im Rennen: Wir investieren in ein ausgeklügeltes Überwachungssystem. Da bleibt potenziellen Übeltätern nur noch der Weg der Selbstanzeige. Tut er dies nicht, wird der Kandidat - durch ein Vorstandsmitglied mit der Lizenz zur clubweiten Überwachung - überführt.
Oder benötigt unser Bootsparkt einfach mehr TLC - frei über- setzt mit zärtlich, liebevoller Fürsorge? Das wahrscheinlich auch. Aber vielmehr benötigen wir Mitglieder, welche bereit sind Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Zumal es sich oftmals um einen Versicherungsfall handeln könnte.