Vom 1. - 3. Oktober 2021 sind wir auf dem Untersee ab Steckborn gerudert, dem kleineren der beiden Seen des Bodensees. 99 Ruderkilometer sind es geworden, nur 1 Kilometer hat gefehlt für 100. 13 Ruderinnen und Ruderer des See-Club Zug waren dabei. Nur ein Teilnehmer fehlte, um alle 14 Plätze im Kirchboot zu besetzen. Wer jetzt denkt, da hätte wohl immer ein letztes Quäntchen gefehlt, liegt völlig falsch. Die Rudertour war rundum ein voller Erfolg und ein einmaliges Erlebnis.

Geschrieben von Thomas Vonesch

Die Organisation durch Vreni und René Fasan, wie immer perfekt. Das Ruderteam, eine fröhliche, hilfsbereite und unternehmungslustige Truppe. Das Wetter, meist sonnig, immer trocken und angenehm warm. Das Wasser, oft spiegelglatt, manchmal etwas aufgeraut, nur wenige Wellen. Am Freitag ging es von Steckborn nach Radolfzell, mit Mittagshalt im Strandbad Horn. Am Sonntag von Radolfzell um die Insel Reichenau zurück nach Steckborn. Mittagshalt im schönen Campingplatz Sandseele. Chriesi, Take Five und Tour-Biendli waren unsere treuen und bewährten Tourenboote. Ob mit 3, 4 oder 5 RuderInnen besetzt, ob mit oder ohne Steuermann, wir kamen immer gemeinsam als Team ans Ziel.
Was diese Rudertour zum herausragenden Erlebnis machte, war die Ausfahrt im Kirchboot. Es trug den Namen «Karisma». Wohl die moderne Form von Charisma, was laut Wikipedia «etwas von Gott dem Menschen Geschenktes» bedeutet. Eine schöne Verbindung zu unserem Kirchboot, das in dieser modernen Variante mit Rollschienen und Rollsitzen ausgerüstet war. Eine Kirchbootmanufaktur schreibt: «Ein Kirchboot ist ein spezielles Holzruderboot in Klinkerbauweise, das in der Regel von 14 Personen und einem Steuermann/Steuerfrau gerudert wird. Kirchboote stammen ursprünglich aus Finnland, wo sie im 17. Jahrhundert erstmals gebaut wurden um als Verkehrsmittel zwischen einzelnen Kirchengemeinden bzw. Dörfern zu dienen. Heutzutage werden Kirchboote im Freizeit- und Wettkampfsport genutzt».

Wir durften das Kirchboot der «Rudergemeinschaft See mal Rhein e.V. Radolfzell» den ganzen Samstag benutzen. Es ist ein Original finnisches Kirchboot, das bereits auf dem berühmten Sulkavan-Rennen (Saimaa-See) mitfuhr und dort einen Preis gewonnen hat. Hervorzuheben ist die schnittige Bootsform. Eine altbewährte und sorgfältige Bauweise, dank der die Finnen seit Jahrhunderten schnell und pünktlich in der Kirche ankamen. Die «Karisma» hat 50 Spanten und die beeindruckende Anzahl von 2’500 Kupfernieten verbaut. Für das im Mai 2016 getaufte Boot wurden 5’000 km Fahrt und 600 Arbeitsstunden absolviert.
Von Radolfzell (Markelfinger Winkel) ruderten wir zum Campingplatz Wangen-Öhningen und zurück. 30 Kilometer, Schulter an Schulter, immer zwei nebeneinander, verteilt auf 7 Reihen, jeweils ein Riemenruder auf Steuer- und Backbord. Ein gutes Training für einen perfekten Blatteinsatz und Finish, denn das Abdrehen der Ruderblätter wurde uns erspart. Vreni war diesmal unsere Steuerfrau und offenbarte damit ein weiteres Talent. Sie griff nicht nur beherzt ans Steuerruder, sondern grüsste auch jedes Wasserfahrzeug mit einem Lachen und lustigen Worten. Das Boot war erstaunlich wendig und glitt geschmeidig durch Wasser und Wellen. Es war einfach ein Genuss darin zu rudern. Das spürte wohl auch Vreni und stimmte zum Ende der Ausfahrt hin noch stimmige Lieder an. So muss es bestimmt früher genauso auf der Rückfahrt vom Kirchgang gewesen sein.
Auch wenn ich im Ruderboot schon Vieles erlebt habe, diese Ausfahrt war ein ganz besonderes Erlebnis. Danke an die Organisatoren und das tolle Team. Danke «Karisma»